Erbaut auf den Resten eines heidnischen Tempels und von Franziskus im Jahre 1213 wiederaufgebaut, ist sie das älteste Gebäude, der ursprüngliche Kern der Einsiedelei.
Der Heilige war hierher von der Stadt San Gemini gekommen (5 km von der Romita entfernt), wo man ihm von einem schönen und einsamen Ort, geeignet für die Kontemplation, erzählt hatte. Eine alte Kapelle im Wald, der Madonna geweiht. Auf einem Holzbrett vor dem Altar, das im Jahre 1508 noch zu sehen war, hatte er den Text seiner Komposition (Exhortio ad laudem Dei FF265a) eingraviert und Engel, Tiere, auch Vögel und Pflanzen gemalt. Nachdem Franziskus weitergezogen war, erbauten die Brüder rings um die Kapelle herum Hütten aus Lehm und Laubzweigen als Bleibestatt. Es war die erste franziskanische Gemeinschaft auf der Romita. Lieb und kostbar ist uns diese kleine Kapelle, weil dort Franziskus gearbeitet, gebetet und gesungen hat. Wir erinnern uns an seine Vorliebe für kleine, einsame, einfache und zur Andacht einladende Kirchen (San Damiano, La Porziuncola, L’eremo delle Carceri, Sacro Speco di Narni, Greccio, Fonte Colombo, La Verna…). Unsere kleine Kapelle misst nur 6 m2. Dort versammelten wir uns in den ersten Monaten (im Sommer 1991 war die Kirche noch nicht begehbar) um das Wort Gottes zu hören, zu beten, zu singen und Kraft zu schöpfen für den Wiederaufbau. Für unsere Arbeit sind wir vom ältesten und kostbarsten Punkt ausgegangen. Er ist mit archaischer (ursprünglicher) Energie aufgeladen und dort spürt man die Gegenwart von Franziskus. Wir haben das Dach, den Fußboden, die Tür und das einzige Fenster überarbeitet. Jetzt nimmt sie Personen auf, die Stille, Einsamkeit und Trost brauchen. Es ist in der Tat der verborgenste und intimste Ort der Romita. Es ist für uns eine große Ehre, in der Kapelle zu ruhen (zu rasten), die von den emsigen und gesegneten Händen des Franziskus wiederaufgebaut wurde, genauso wie San Damiano und die Porziunkola-Kirche.
Auszug aus La Romita: utupia?, Frate Bernardino, 2020
ISBN: 9788868081560